Von Claus Vorm und Robert Næss, Portfolio Manager der Nordea Global Stable Equity Strategie

Anleger werden gerne auf das Jahrzehnt nach der globalen Finanzkrise zurückblicken, da beispiellose monetäre Impulse und extrem niedrige Zinssätze eine der ertragreichsten Perioden der Geschichte für die Aktienmärkte – insbesondere für wachstumsbezogene Aktien – befeuert haben. Inzwischen ist das Anlageumfeld jedoch von Marktvolatilität infolge hoher wirtschaftlicher Unsicherheit geprägt. Das neue Jahr 2023 beginnt und Anleger sehen sich mit der Herausforderung eines historisch hohen Inflationsdrucks konfrontiert, der Zentralbanken die Zinsen aggressiv anheben lässt. Angesichts der erhöhten Angst und des Pessimismus am Markt sind Aktienanleger verständlicherweise unsicher, was sie tun sollen. Wenn wir die Märkte trotz der Herausforderungen aus fundamentaler Sicht betrachten, bleiben Aktien jedoch die Anlageklasse, die am wahrscheinlichsten eine robuste Rendite liefert, welche die Inflation ausgleichen kann.

Die Marktrisiken sind aber deutlich gestiegen, daher ist es wichtig für Investoren, bei der Aktienauswahl selektiv vorzugehen. Unserer Ansicht nach werden die erfolgreichsten Unternehmen in 2023 diejenigen mit stabilen Gewinne und robusten Bilanzen sein, denn die Aktien dieser Unternehmen können als Stabilisator wirken und Schutz vor wirtschaftlichen Abschwüngen sowie steigenden Zinssätzen bieten.

In den vergangenen zehn Jahren war Stabilität nicht immer die gefragteste Aktienqualität, Anleger suchten eher nach Aktien mit übergroßem Wachstumspotenzial. Aber in der neuen, stürmischen Anlagewirklichkeit konnten wir bereits sehen, dass der Markt Qualitätsunternehmen belohnt, die in der Lage sind, stabile Erträge zu liefern.

Eine Kombination stabilisierender Eigenschaften

Stabile Aktien sind weniger konjunkturell anfällig als der breite Markt, da sie Produkte herstellen oder Dienstleistungen anbieten, die größtenteils für den täglichen Konsum unerlässlich sind. Der Bereich ist groß und reicht von Lebensmitteln und Körperpflegeartikeln bis zur Bereitstellung von Versorgungsservices und IT-Waren und -Dienstleistungen.

Während diese Unternehmen während eines Konjunkturzyklus weitgehend eine gleichbleibende Nachfrage aufweisen, reicht dieses Merkmal allein jedoch nicht aus. Aus unserer Sicht ist es entscheidend, Unternehmen zu finden, die in der Lage sind, diese stete Nachfrage noch mit einer hohen Preissetzungsmacht zu ergänzen. Der letzte Aspekt ist in einem inflationären Umfeld, wie wir es derzeit erleben, besonders wichtig. Denn Unternehmen mit Preissetzungsmacht sind natürlich in einer weitaus besseren Position, weiterhin Gewinnwachstum zu erzielen, indem sie Kostensteigerungen weitergeben können.

Darüber hinaus zielen wir auf Unternehmen mit starken Bilanzen ab, die sicherstellen können, dass sich Umsatzwachstum in Ertragswachstum niederschlägt. Solche Unternehmen bieten ein Element des Inflationsschutzes, ohne in hohem Maße zyklisch und anfällig für Rezessionen zu sein.

Dann gibt es noch einen letzten Prüfstein: die Bewertung. Anleger sollten ein wachsames Auge auf die Bewertung legen, denn ein stabiles Unternehmen ist nicht automatisch auch eine stabile Aktie. Stabile Aktien müssen grundsätzlich zu attraktiven Bewertungen gehandelt werden, denn das Marktumfeld im Jahr 2022 hat gezeigt, wie viel zusätzliche Volatilität mit Aktien zu erhöhten Preisen einhergeht.

A wie attraktiv: Alphabet

Obwohl die Sektoren Technologie- oder Kommunikationsdienstleistungen in der Regel mit dem turbulenteren, wachstumsstarken Segment des Marktes in Verbindung gebracht wird, haben wir eine Reihe von widerstandsfähigen Marktführer-Unternehmen in diesem Bereich identifiziert. Beispielsweise schätzen wir die langfristigen Aussichten von Alphabet, dem Eigentümer von Google, als optimistisch ein.

Alphabet verzeichnet seit mehr als einem Jahrzehnt ein starkes Gewinnwachstum, angetrieben von seiner führenden Position in den Bereichen Google-Suche, Maps, Handy-Betriebssysteme, Inhalte für Verbraucher und Werbung. Die Umsätze des Unternehmens sind nicht allzu konjunktursensibel, da das säkulare Wachstum von der kontinuierlichen Mobil- und Videonutzung, Google-Play-Aktivitäten und der Verbreitung von vernetzten Geräten angetrieben wird. Es ist fast selbsterklärend, dass Marken wie die Google-Suche, das Android-Betriebssystem und YouTube eine starke Preissetzungsmacht haben. Mit starker Kostendisziplin schlägt sich das Umsatzwachstum von Alphabet in Ertragswachstum nieder, da die Bilanz robust ist, schuldenfrei und kapitalrenditestark. Was die Bewertung betrifft, ist Alphabet sowohl aus absoluter wie auch relativer Sicht attraktiv, angesichts des beständigen Gewinnwachstums und der starken Bilanz. Das Unternehmen ist zwar nicht immun gegen den Druck, dem der Technologiesektor in 2022 ausgesetzt war, aber das langfristige Potenzial ist ungemindert.

Für Aktien bricht ein neuer Morgen an

Zum ersten Mal seit fast 15 Jahren können sich die Aktienmärkte nicht mehr auf den Rückenwind historisch niedriger Zinsen und beispielloser monetärer Unterstützung verlassen. Auch wenn die meisten Anleger nach wie vor ein Engagement an den Aktienmärkten anstreben, ist es verständlich, dass ihr Wunsch nach geringerem Risikos steigt.

Sollten wir in eine stürmischere Phase geraten, sind wir überzeugt, dass der Markt stabile Geschäftsmodelle aufgrund ihrer kapitalschützenden Eigenschaften noch mehr schätzen wird. Unser Universum von stabilen Aktien ist daher besser in der Lage, dem historisch hohen Inflationsdruck standzuhalten.